In meinem Umfeld steigen die Burnout Phänomene. Sie kommen schleichend, wie sanfte Nebelschwaden des Novembers. Und plötzlich, wie vom Vorschlaghammer getroffen, zwingt uns eine undurchdringliche Nebelwand zur Vollbremsung.
Erschöpfungsdepression, so lautet dann die ärztliche Diagnose ... und nimmt Menschen aus ihren Diensten heraus, für die sie sich voller Motivation, mit hoher Leistungsbereitschaft, mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein, ja innerer Berufung eingesetzt haben. Dabei sind die Anzeichen schon lange da gewesen. Antriebslosigkeit, leichte Reizbarkeit und allgemeine "Genervtheit", die steigende Fehlerhäufigkeit, Vergessen von Terminen, das Gefühl, einfach nichts mehr zu schaffen, nur noch zu funktionieren...
Ich kenne das alles nur zu gut. Nicht nur aus der Beratungspraxis, sondern aus eigener Erfahrung ... und ich weiß, wie lähmend, aber auch beschämend solche Phänomene sind. Gerade deshalb bestürzt es mich, dass diese Phänomene zunehmen - in meinem privaten, in meinem dienstlichen Umfeld, in christlichen Gemeinden und in der Gesellschaft insgesamt. Und es wird kaum überraschen, dass Verantwortungstragende in geistlichen Berufen besonders betroffen sind.
Auch das ist mit Sicherheit eine Coronafolge. Neulich hörte ich, wie viele Krankheitstage mein kleiner Hochschulbetrieb im letzten Jahr zusätzlich zu verkraften hatte... und war zutiefst erschrocken. Klar, fehlt mal dieser Mitarbeiter oder jene Mitarbeiterin. Und natürlich übernimmt man dann zusätzliche Aufgaben. Und wenn es einen selbst erwischt ... versucht man alle liegen gebliebene Arbeit schnellstmöglich nachzuleisten. Und schon haben wir die Überforderung. Denn all das summiert sich ja ... weit mehr als ich ahnte. Das müssen wir uns wohl eingestehen, uns auch zugestehen, dass wir da Unmögliches versucht haben...
Welche Erkenntnis nehme ich für mich mit? Wenn mir beim Autofahren Nebelschwaden begegnen, gehe ich runter vom Gas. Ich weiß, wie schnell und plötzlich daraus eine massive Nebelwand werden kann. Eine Vollbremsung birgt größere Risiken, als achtsameres Fahren. Ich schalte auch die Nebelschlussleuchte ein. Ja, ich weiß, erst bei Sichtweiten unter 50m... aber lieber einmal zu früh als einmal zu spät und im Nebel nicht rechtzeitig gesehen werden. Anderen ein Signal zu geben, ist nicht immer leicht, aber eben doch not-wendig. Und ich konzentriere mich auf das Wesentliche, um durch den Nebel hindurchzukommen...
Für alle jene, die in geistlicher Verantwortung stehen, noch ein Bibeltext für die Fahrt durch den November, der auch das Anliegen der Gebetsoase gut zusammenfasst:
Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, die Gemeinde Gottes, zu deren Leitern euch der Heilige Geist eingesetzt hat. (Apg 20,28. NGÜ)