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Wie kommen wir eigentlich dazu? Diese Frage stellte ich meinem Mann noch am Tag zuvor.

Wir kamen aus einer Oma-Opa-Woche, aus dienstlichen Verpflichtungen, und darüber hinaus noch der Herausforderung unser Schlaf-Sofa auf die Straße zum Sperrmüll zu stellen und nur noch auf einer Matratze zu schlafen, da wir unser Schlafzimmer für den Besuch zur Verfügung gestellt hatten. Und in dem allen bereiteten wir den Oasen-Tag vor.

Irgendwann im letzten Jahr hatte ich mir diesen Termin in den Kalender geschrieben. Andreas hatte ihn für uns ausgemacht, ich hatte zugesagt, und das lange Wochenende drum herum geplant. Dann Anfang des Jahres alles wegen anderer Anfragen verschoben, und doch wieder zurückgelegt. Doch, der Oasen-Tag sollte sein! Und wie dankbar bin ich in der Rückschau dafür.

Ich kannte weder die Geschichte des Kirchengebäudes von St. Bernhard noch der Gemeinschaftskirche Brandenburg e.V., und bin heute durch diesen Tag und die Begegnungen sehr beschenkt. Als Gebende habe ich empfangen, als Lehrende gelernt, als Redende gehört, und als Spielende wurde ich berührt.

Am 01. Oktober brachen wir früh auf, um über Landstraßen von Schönebeck an der Elbe nach Brandenburg an der Havel zu fahren. Auch wenn mir im Vorfeld des Oasen-Tages wichtig wurde mich auf Weniges zu beschränken, war der Wagen doch voll: Gitarre und Ukulele, Tambura und Percussion-Instrumente, Sanduhren und Bilder. Bibel und Botschaft mit im Gepäck.

Mit „Mirjam“ sollte der Gottesdienst gestaltet werden und der Weg von der Sklaverei in die Freiheit führen, vom Druck des Alltags hinein in die Gelassenheit. Neben den grünen Oasen, in denen Leben gefeiert wird und Erholung gelingen kann, sollte der Rückzug und die Stille nicht zu kurz kommen. Der Tag sollte eine Refugium-Zeit werden, ein Aufatmen und Zurückziehen aus dem Alltag – für die Teilnehmenden wie für uns.

Mirjam, die Schwester Mose, kennen viele durch die Geschichte am Schilfmeer, als Mose aus dem Wasser gezogen wurde. Als das Volk aus Ägypten zog und das Lob Gottes angestimmt wurde, nahm Mirjam die Pauke und führte Gesang und Tanz an. Auch das ist einigen vertraut. Dass Mirjam mit ihrem Bruder Aaron gegen Mose sich auflehnte, ist weniger bekannt. Ebenso wie die Geschichte ihres Aussatzes, die Zeit in der Krankheit, die sie allein verbringen musste, bevor das Volk zusammen mit ihr weiterziehen konnte. Nachzulesen in 4. Mose 12. Der Gottesdienst war sehr von Liedern und Klängen geprägt, von erzählenden Momenten und gemeinsamen Musizieren. Dass wir nur eine kleine Runde sein würden, war vor Beginn klar, doch die war sehr lebendig, offen und bereit sich auf Neues einzulassen. Aufbruchstimmung.

Im zweiten Teil des Vormittags nahm Andreas uns mit in das Thema „Voll im Stress“ und allen Beteiligten bot sich die Möglichkeit den eigenen Standort zu bestimmen, nach Wegen des Reframings, der Reduktion, der Resilienz Ausschau zu halten und für die eigene Lebenssituation zu lernen. Um den eigenen Herausforderungen zu begegnen und damit in gesunder Weise umzugehen, hilft es innezuhalten und den eigenen Standort zu benennen und neue Sichtweise zu gewinnen.

oasentag altarNach der Mittagspause war der Kreis noch kleiner geworden, weil Teilnehmerinnen andere Verpflichtungen hatten. Wir beteten singend und bewegend und hatten anschließend Zeit zu hören: Rhythmen und Klänge, Stille und Segenworte. Dass Stille herausfordert, war genauso präsent wie der Wert der Gemeinschaft. Und mich selbst inspirierte den Tag über das Gebäude, die Kirche mit ihren sakralen Elementen, den einladenden Kindermotiven und den offenen Sichten in die modernisierten Gemeinschaftsräume. Vom Altar bis zum Kicker-Kasten waren es nur wenige Schritte – beides in Sichtweite und doch für sich. Eigenständig und Verbunden. Wertschätzung des Ursprünglichen und Wohlwollen für Neues. Schlichtheit und Schönheit. Prägnanz. Ein Wort, dass mir zu dem Begegnungszentrum St. Bernhard einfällt. Inspiriert haben mich aber neben den Räumen die Menschen, ihre Geschichten, und ja, die Vision hinzugehen, anzufangen, aufzubauen, weiterzudenken, im Stadtteil präsent zu sein. Und das, weil Einzelne anfingen und wussten Gott führt, Gottes Geist bewegt. Schritt für Schritt.

Wie kommen wir eigentlich dazu? Wir wurden gefragt. Menschen blieben dran und haben nachgefragt. Wir haben uns aufgemacht. Innerlich und äußerlich. Und Gott hat uns erinnert an das, was wir geben und weitergeben können – und dass er uns berufen hat Oasen zu gestalten, die manchmal ganz anders sein können, als wir dachten und an anderen Orten zu finden sind, als wir vermuteten.

Gott hat mich überrascht. In Brandenburg an der Havel. Ich bin beschenkt und bin gespannt, wer uns das nächste Mal einladen wird, um einen Oasen-Tag zu gestalten, und wohin wir uns dann auf den Weg machen.