Fünf sehr unterschiedliche Kurz-Gottesdienste wurden heute in Friedensau angeboten - als Teil eines Wochenendworkshops. Drei davon konnten wir besuchen. Von einem mag ich hier berichten.
Angekündigt war dieser Gottesdienst als synästhetischer Gottesdienst. Das macht natürlich neugierig, wenn man mit einer synästhetischen Frau verheiratet ist. Und tatsächlich weckte der Gottesdienst in seiner Darstellung von Kunst als Mittel der Spiritualität alle Sinne, überlagerten sich Wahrnehmungen zwischen Musik und Bildern zu einer tiefen geistlichen Erfahrungen.
Du
bist ein Gott, der mich sieht war das Motto des Gottesdienstes. Im Saal hingen großformatige Bilder von Gesichtern der Künstlerin Caroline Scheel, die die Aufmerksamkeit besonders auf die Augen lenkten. Auf den Plätzen lagen Impuls-Fragen, die zum Nachdenken anregten.
Als die Geige behutsam zu spielen begann, kehrte tiefe Ruhe ein. Mit zarten Klängen gesellte sich das Klavier hinzu. Die Gitarre, die dann die Geige ablöste und das Eingangslied anstimmte, habe ich mit geschlossenen Augen zunächst wie ein Pizzicato der Geige gehört. Es folgten Lobpreislieder, Psalmlesungen, die unter die Haut gingen und eine Erklärung der Künstlerin über ihr Verständnis von Kunst und Spiritualität.
Dabei kam auch die aufgebaute Großleinwand zum Einsatz, an der - zunächst begleitet von Musik, dann unterstrichen vom vorgetragenen Text weitere Bilder der Künstlerin gezeigt wurden - unaufdringlich ... und doch eindringlich. Das Thema des Gottesdienstes - wunderbar zusammengefasst in einem Zitat:
Es ist harte Arbeit, in dieser schöpferischen Liebe zu leben, und genau dazu sind wir gemacht: Licht in die Dunkelheit zu malen, im Mitschaffen zu singen, im Überfluss emporzusteigen.
Makato Fujimura
Ein paar Gedanken zu Psalm 121 luden ein, weiter, als bis zu den Bergen zu schauen, über den Horizont hinaus, und wahrzunehmen, von Gott gesehen zu sein. Eine Strophe aus "Befiehl du deine Wege" - wieder eingeleitet mit virtuoser Geigenimprovisation und Klavier, sowie unser ganz persönliches Segenslied prägen den Gottesdienst tief in unser Gedächtnis ein.
Kunst und Spiritualität findet sich eher selten in freikirchlichen Gottesdiensten. Dabei kann sich hier ein Reichtum und eine Tiefe entfalten, die tief berührt ... tatsächlich auch synästhetisch ... und zu einer ganz neuen geistlichen Erfahrung wird.


