In the Heat of the Night ... so hieß ein grandioser Spielfilm über einen afroamerikanischen Kriminalbeamten aus dem Norden der USA, der einen Mord in einer von Rassismus geprägten Kleinstadt im Süden aufklären soll. Eigentlich sind Nächte kühl. Eben nicht immer... Insbesondere, wenn man an Corona erkrankt.

Nun hat es uns nach immerhin über zwei Jahren der Pandemie doch noch erwischt. Ausgerechntet in der Zeit, in der die Infektionszahlen bisher eher rückläufig waren (im Sommer) gehören Claudia und Andreas zeitgleich zu den "positiven" Menschen: Corona.  Natürlich hat die Krankheit längst nicht mehr den Schrecken der ersten Tage. Durchgeimpft, erfahren mit den Krankheitsverläufen muss die Angst nicht größer sein, als bei anderen sommerlichen Infektionen auch.Und die Symptome halten sich nach anfänglich sehr hohem Fieber in Grenzen. Fast schon Urlaub, witzeln wir in unserer Quarantäne.

Und doch ... liegen die Dinge irgendwie anders. Ich weiß ja, dass Corona gefährlich sein kann. Ich habe schon etliche liebe Menschen an diese Krankheit verloren. Ich weiß, dass ich als über 60 Jähriger zur "Risikogruppe" gehöre (und fühle mich auf einmal "alt"). Appetitlosigkeit hilft wenigstens, nicht noch dem Risikofaktor "Übergewicht" Nahrung zu geben (ich habe tatsächlich abgenommen). Ich weiß auch, dass meine Bronchien familiär vorbelastet sind - das ist wohl der springende Punkt.

AndreasUnd so liege ich nachts wach, weil in der Dachgeschoßwohnung die heiße Luft des Tages steht.  Ich beobachte meine Atmung. Die Nase ist ein bisschen zu - ich atme mit offenem Mund. Schwerer als sonst? Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Ich bin mir nicht sicher. "Männer sterben immer gleich an jeder Erkältung," so sagt man. Da ist wohl was dran. Der Hypochonder in mir macht sich Sorgen. Nein, nicht allzu sehr. Ich weiß, dass Menschen für mich beten, freue mich an zahlreichen Genesungswünschen, kann mich einstellen auf das Kranksein ... obwohl auch die Schlappheit bei eigentlich sehr begrenzten Symptomen ziemlich nervt.

Immerhin - in der Hitze der Nacht gehen mir Gedanken durch den Kopf, die ich am Tage gut verdrängen kann. Was ist wirklich wichtig? Wer soll die Beerdigung halten, wenn ich tatsächlich einmal diese oder eine andere Krankheit nicht überlebe? Was möchte ich Claudia sagen? Was den Kindern? Ich darf solche Gedanken haben. Schließlich habe ich selbst erlebt, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Wie gut es ist dann, sagen zu können, "ich habe gelebt".  Wenn Corona existenzielle Fragen stellt, soll es mir recht sein! Wir brauchen solche Momente des Innehaltens.

Was mich aber noch bewegt, ist jenes Achthaben auf die Atmung in der Hitze der Nacht.

"Beten sei das Atmen der Seele," heißt es. Einatmen, ausatmen vor Gott. Schwerer als sonst? Vielleicht tut es gut, auf das Atmen der Seele mehr acht zu geben. Prioritäten im Leben zu ordnen, Wichtiges wichtig zu nehmen, Unwichtiges loszulassen. Wenn ich auf meinen Atem achte, atme ich tiefer, ruhiger, gelassener. Auch geistlich.