Die Stimme der Bischöfin klang ruhig, besonnen, vielleicht etwas traurig, als sie jene Worte an den Präsidenten der Vereinigten Staaten richtete: Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen.

Die Reaktion des Herrn Trump war erwartungsgemäß. Er nannte Rt. Rev. Budde „sogenannte Bischöfin“. Sie sei eine „linksradikale Trump-Hasserin“, ihr Ton sei „bösartig“ gewesen, sie müsse sich für ihre Aussage entschuldigen. Nichts davon stimmt. Aber das ist nicht neu.

Dennoch … hat mich beeindruckt, dass und wie Mariann Edgar Budde gesagt hat, was ihr auf dem Herzen lag: Werbend, als Bitte, nicht als Forderung, nicht als Vorwurf.

Nun ist es ein leichtes, die Bischöfin zu einer neuen Kultur-Ikone zu erheben. Ich habe allerdings den Eindruck, dass weder sie selbst das möchte, noch, dass es angemessen wäre. Was sie sagte entspricht dem Evangelium und ist nicht mehr, nicht weniger als eine Selbstverständlichkeit. Kirche und ihre Vertreter müsen sich einsetzen für die Schwachen, die Benachteiligten, die Unterdrückten - gerade gegenüber den Mächtigen.

Jedoch höre ich den Satz nicht nur an einen machtbesessenen, selbstverliebten Egomanen gerichtet, sondern auch an mich…

Und auf einmal merke ich … es ist gar nicht so leicht angesichts eines Herrn Trump, angesichts der deutschen Politiker, angesichts jener Menschen – auch in meinem Umfeld – die sich für hasserfüllte, unbarmherzige Parteiprogramme zugunsten in Aussicht gestellter Wohlstandsvermehrungund angeblicher größerer Sicherheit für Deutschland stark machen. Hass ist ansteckend, so scheint mir. Ich möchte mich nicht infizieren, möchte barmherzig bleiben.

Und so bete ich:

Have mercy.
Erbarme dich.

 

 

Hier die gesamte, sehr hörenswerte Ansprache der Bischöfin.