„Wie geht hören?“ fragte mein Mann mich heute morgen – dabei leben wir beide doch sehr mit den Ohren, hören, hören hin, und können gut schweigen. Nicht nur von dem, was wir gehört haben. Wir lieben beide die Ruhe, die Stille, das Hören.

In meinem Kalender steht für diese Tage „Meine Zeit des Hörens“ und dann stellt sich schon berechtigt die Frage, wie ich die Tage gestalte. Vor und nach dem Gottesdienst heute haben wir erstmal geschlafen. Und ich ahne, der Schlaf wird uns auch begleiten. Wir sind einfach müde vom Tun. Und was will ich empfangen, wenn ich nicht wach genug dafür bin? Daher ist es auch gut, dem Körper Ruhe und Schlaf zu schenken.

Auf Empfang gehen – das ist für mich immer eine Definition, wenn ich über das Hören spreche. Vorhin schrieb ich ins Tagebuch dazu das „einfach Sein“ und schrieb von der Freude auf „Leerlauf“. Dabei stellte ich wieder mal fest, wie wichtig das Loslassen ist. Das Loslassen von Gedanken. Das Loslassen von Arbeiten. Das Loslassen von Terminen. 

Ich hätte mehr als eine Möglichkeit die Zeit zu füllen, Arbeiten zu verrichten und kann mir vorstellen, dass Gott bei jedem Tun redet. Gerade denke ich an zwei Krippenspiele. Bei dem einen fegte Maria gerade die Küche, als der Engel Gottes zu ihr trat und zu ihr redete. Im anderen saß sie am Fenster bei einer Handarbeit, als die Stimme Gottes sie unterbricht. Und ich selbst habe schon erlebt, dass Gott mitten im Gewusel der U-Bahnfahrt zu mir sprach und meinem Leben eine neue Richtung gab. Doch ich habe mich entschieden an diesen Tagen einfach zu sein, loszulassen. Auch die Aufgaben, die mir vor Augen liegen oder auf der Liste stehen. Und selbst, wenn ich am Ende des Wochenendes nichts gehört habe, keine großen Erkenntnisse gewonnen habe, will ich mich auf den Weg des Hörens machen.

Als ich vorhin Tagebuch schrieb, erklang ein Lied in meinem Herzen. „Schweige und höre. Neige deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.“ Das Lied kam mir in den Sinn, als ich mit dem Füller über das Papier „tanzte“ – keine großen Worte schrieb, sondern meiner Hand freien Lauf ließ, um mich überraschen zu lassen, was entstehen würde. Einfache Linien, die sich formten. Mit der Frage nach dem Hören, konnte ich in den Dialog treten, mit dem was sich vor meinen Augen formte. Keine Kunst, kein Bild, kein Text, doch Bewegung. Mit der Hand – zeichnen. Und dabei Zeichen seiner Liebe entdecken. 

Im „Schreib-Malen“, oder wie immer ich oder andere es nennen würden, öffnete sich mir dieser Raum des Friedens. Klang in mir die Melodie, die mir Halt und Ruhe schenkte. Die Melodie, die mich einlud zu schweigen, und mein Herz weitete. 

Andreas zitierte ich heute Morgen Sören Kierkegaard: „Beten heißt still werden und still sein und warten, bis der betende Mensch, Gott hört.“

Für mich persönlich ist das Warten immer auch verbunden mit einem Ausschau halten. Mich Ausrichten. Ein erwartender Ausblick. Und heute zeigt sich wieder das ich Zeiten des Wartens gerne malend und schreibend gestalte – und im Betrachten der Zeilen, Zeichen, Farben ins Nachsinnen und Singen und Hören geführt werde. So geht Hören für mich: mit dem Stift in der Hand frei sein zu Empfangen. Und im Rhythmus des Schreibens den Gedanken Raum geben. 

Und wie jede gute Forscherin, gehe ich mit einer Frage auf die Suche und ins Hören: „Herr, was sagst Du mir heute?“ Und ich sage ihm, wozu ich eine Antwort suche. Das braucht Zeit, wie jedes gute Gespräch.

31.10.2025 / csb