Gnadenhochzeit – dieses seltene Jubiläum feierte in der zurückliegenden Woche ein Ehepaar in unserer Gemeinde. Beide, hochbetagt, wie es so schön heißt, feierten ihren 70. Hochzeitstag.

Er war Anfang zwanzig als sie 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, heirateten. Sie gerade 19 Jahre alt. Zwei junge Menschen, die beide den Krieg erlebt hatten, beide ihren Glauben an Jesus Christus lebten, gaben sich das Ja-Wort. In guten, wie in schlechten Zeiten, wollten sie beieinanderbleiben und die Herausforderungen des Lebens gemeinsam meistern. Wenn die beiden erzählen, dann war für sie von Anfang an in ihrer Ehe das gemeinsame Gebet wichtig – ob in Nöten, oder ganz alltäglichen Angelegenheit. Doch nicht nur für sich beteten die beiden, auch für andere beteten sie und sprechen den Segen bis heute. Beiden ist sehr bewusst, dass sie nur zu dritt – mit Gott an ihrer Seite – das Leben bis hier her meistern konnten, und sie sind dankbar für die Unterstützung, die sie auch durch Menschen erfahren.

„Ja, ich will Euch tragen, bis zum Alter hin“, so beginnt ein Lied von Jochen Klepper, das wir als kleiner Chor aus vier Leuten dem Ehepaar an ihrem Jubiläum sangen. In der ersten Strophe heißt es weiter: „Und ihr sollt eins sagen, dass ich gnädig bin“. Gottes Zuwendung, Treue, Barmherzigkeit sind ein Geschenk. Der 70. Hochzeitstag zeugt von Liebe, die überdauert und Treue, die Krisen überstanden hat. Da haben beide ihren Anteil dran. Aufeinander zugehen, miteinander bleiben, füreinander einstehen. Mehr als 70 Jahre sind ein Geschenk. Keiner von uns weiß doch, wieviel Leben uns gegeben ist. Und ja, wir dachten auf der Rückfahrt an Eltern und Ehepartner, die verstoben sind. Leben ist uns anvertraut. Wir dürfen es gestalten, das ist mehr als es zu verwalten. Für das Erreichen eines langen Lebens, eines Jubiläums, ob in der Ehe oder dem Leben, gibt es keine Garantie. Denn das Alter, die lange gemeinsame Zeit, liegt nicht in unserer Hand.

Wozu wir beitragen können, ist, dass wir als Menschen beieinanderbleiben, ob in Ehe, Familie, Gemeinde, Gesellschaft. Manches Miteinander ist vor Herausforderungen gestellt. Manch menschliche Regung kann verletzen, manche Missverständnisse oder Meinungen auseinanderbringen. Da will Offenheit und Vergebungsbereitschaft geübt werden, die Suche nach der gemeinsamen Mitte Orientierung geben. Manches mag trennend erscheinen, doch im Hören auf Gottes Wort, im Fragen nach Jesus Christus und im gemeinsamen Gebet, können wir einander finden. So hoffe ich, und weiß, auch das ist Gnade.

Berührt hat mich beim Jubiläumsfest zu erleben, wie die beiden mit einstimmten in die Liedzeilen. „Was auch immer du tust. Geh unter der Gnade, hör auf Gottes Worte, bleib in seiner Nähe, ob du wachst oder ruhst.“ Das war ein Zeugnis für Lebens- und Glaubenserfahrung. Das zu Erleben war für mich als Segnende ein Segen. Danke dafür!

 

 

 

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